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„Ziegler, Bach and the 300th Anniversary of BWV 128“ – Workshop in St Edmund Hall, Oxford (7./8. Mai 2025)

Letzte Woche war offizieller Kick-Off für unser Editionsprojekt bei einem Workshop in Oxford, der ganz im Zeichen weiblicher Perspektiven auf die Aufklärung stand – sowohl im literarischen als auch im musikalischen Kontext.


Seit letztem Jahr ist die Bodleian Library in Oxford im Besitz einer besonderen Handschrift: Johann Sebastian Bachs „Auf Christi Himmelfahrt allein“ (BWV 128) – den Text für die Kantate schrieb niemand Geringeres als Christiana Mariana von Ziegler. Auf Einladung von Prof. Henrike Lähnemann reiste unser Team nach Oxford, um diese spannende Verbindung im Rahmen des Workshops „Female Enlightenment: Christiana Mariana von Ziegler as Librettist for Bach“ näher zu beleuchten.



Am Morgen des ersten Tages wurde unsere Delegation, bestehend aus dem Karlsruher NDL-Team – Prof. Dr. Astrid Dröse, Dr. Rebecca Hirt, Alicia Huber, B.A., Dr. Marisa Irawan – sowie PD Dr. Oliver Bach (Tübingen) und Prof. Dr. Inga Mai Groote (Zürich) mit einem Fanfarenstoß von Henrike Lähnemann vor St Edmund Hall empfangen.



In der atmosphärischen Old Library konnten wir ausgewählte Bände aus dem historischen Bestand einsehen, u.a. von Elizabeth Elstob (1683–1756), Alexander Pope (1688–1744) und Margaret Cavendish (1623–1673). Im Anschluss gaben Astrid Dröse und Marisa Irawan in ihrem Vortrag einen Überblick über Leben und Werk der Aufklärungsfeministin Ziegler. Oliver Bach beleuchtete Leipzig als intellektuelles Zentrum dieser Epoche – mit seinen Ideen, Institutionen und prägenden Persönlichkeiten. Inga Mai Groote schlug schließlich den Bogen zur Musik und eröffnete neue Perspektiven auf die Kantate BWV 128.



Beim gemeinsamen Mittagessen wurde angeregt weiterdiskutiert, bevor sich der Workshop am Nachmittag in die historischen Räume rund um die Broad Street verlagerte: Im Sheldonian Theatre leitete John Butt eine öffentliche Probe; anschließend durften wir bei einem Print-Workshop mit Richard Lawrence in der Schola Musicae einen Teil der Ziegler-Kantate selbst setzen und drucken.



Nachmittags hatten wir Gelegenheit, in der Weston Library die Originalhandschrift der Bach-Kantate in Augenschein zu nehmen und einem Pre-Concert-Talk zwischen Dirigent John Butt und Chordirektor Robert Quinney beizuwohnen. Abends besuchten wir schließlich das fantastische Konzert unter dem Titel „Bach 1725“, gespielt vom „Orchestra of the Age of Enlightenment“ gemeinsam mit dem „New College Choir“, das anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Kantaten-Uraufführung am 10. Mai 1725 stattfand.



Der zweite Tag begann in der Taylor Institution Library, wo DH-Bibliothekarin Emma Huber die digitale Plattform PRISMS vorstellte – eine innovative Datenbank mit dem Ziel, digitalisierte Primärquellen und relevante Forschung in einem semantischen Netz zusammenzustellen. Im Anschluss zeigte Caroline Palmer im Ashmolean Museum eine kuratierte Auswahl an Drucken von und über Frauen in der Aufklärung – ein ebenso informativer wie visuell eindrücklicher Zugang zum Thema.



Am Nachmittag hatten wir Zeit für einen Rundgang durch Oxford – inklusive einem Abstecher zu Blackwell’s Bookstore –, bevor am frühen Abend die Podiumsdiskussion „Her Story. A Celebration of Women at Teddy Hall“ stattfand. Alumnae und Mitglieder des Colleges teilten hier persönliche Erfahrungen und Perspektiven in Bezug auf die Rolle und Teilhabe von Frauen in St Edmund Hall.


Mehrere Frauen sitzen an einem Tisch und diskutieren; im Hintergrund ist eine Slideshow mit dem Titel "Our Panelists" und den Namen zu sehen.

Nach dem gemeinsamen Abendessen fand der Workshop einen besonders stimmungsvollen Abschluss: In der Krypta von St Peter-in-the-East lauschten wir dem Komplet – ein stilles Nachtgebet, musikalisch gestaltet vom St Edmund Consort –, bevor wir den Abend im Common Room in entspannter Runde ausklingen ließen.



Ein großer Dank gebührt Henrike Lähnemann für diese unvergessliche Exkursion und die herzliche Gastfreundschaft in Oxford. Der Workshop bot nicht nur spannende neue Einblicke in die Rolle von Frauen in der Aufklärung, sondern lieferte auch wertvolle Denkanstöße für unsere eigene Forschung. Die intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Literatur-, Musik- und Buchwissenschaft war ebenso anregend wie inspirierend – wir freuen uns schon auf das nächste Mal!


 

 
 
 

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